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03.08.13 - Besuch der alten Dame Thun
Dieses Jahr wartet wirklich mit tollen Stücken auf. Erst die fantastische Inszenierung von Les Mis in Magdeburg und jetzt die Welturaufführung von „Besuch der alten Dame“ in Thun. Es hat mich nicht genauso berührt wie LesMis, aber dafür ist auch die Geschichte eine ganz andere.

Das Buch gehört in der Schweiz in den meisten Schulen zum Pflicht-Lesestoff. Ich selber habe das Buch während meiner Ausbildung mit knapp 20 Jahren gelesen, habe damit meine mündliche Abschluss-Prüfung in Deutsch bestanden – und fand es todlangweilig. Zumal ich Bücher lieber in Romanform als Theaterstück-Form lese. Die Story war ok und ist sicher nachwievor brandaktuell. Aber ich habe mich wirklich ernsthaft gefragt, wer so blöd ist, ein Musical daraus zu machen. So etwas konnte ja nicht gut sein.

Trotzdem wollte ich es mir ansehen. Wenn Pia Douwes schon mal in der Schweiz auf der Bühne steht, ist das Grund genug. Bernhard Viktorin und Ellen Wawrzyniak als Teil der Cast taten ein Übriges dazu. Und so suchte ich mir einen schönen Tag aus und war überrascht, dass drei Tage vorher noch so gute Plätze verfügbar waren. Offenbar verkauft sich Thun nicht so gut wie in vergangenen Jahren – was sich für mich als sehr gut erwies. Und wenn man bedenkt, dass die Tribüne 3000 Plätze umfasst, ist es zu verkraften, dass sie nur zu 2/3 verkauft ist…

Als ich am 3. August in Thun ankam, hingen dunkelgraue Wolken über dem Thunersee und ich befürchtete, dass die Show feuchtfröhlich wird. Da es richtig heiss war, kühlte ich die Füsse im See ab und sah von der Seite bei der Probe auf der Seebühne zu. Als es kurz vor sechs Uhr richtig zu stürmen begann, spazierte ich zurück zum Hotel und zog mich um. Zwei Stunden später hatte der Himmel aufgerissen und es herrschte strahlender Sonnenschein. Perfekte Voraussetzungen für die Show.

Und ich muss zugeben, meine Einschätzung war komplett falsch – einmal mehr. Hätte mir irgendeiner vor fünf Jahren in der Schule das Buch SO erklärt, hätte ich mir wesentlich mehr davon merken können. Dass aus einem so langweiligen Buch ein so tolles Musical entstehen könnte, hätte ich nicht erwartet.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Claire Zachanassian wurde als Mädchen unehrenhaft aus ihrem Dorf gejagt und hat sich geschworen, eines Tages zurück zu kommen, um es allen heimzuzahlen. Jahre später ist sie steinreich, ihr gehört förmlich die Welt. Was sie kaufen konnte, hat sie gekauft. Ihr Heimatdorf Güllen ist verarmt. Sie kündigt ihren Besuch an und die Bürger hoffen auf ihre Hilfe, verdrängen dabei aber die Umstände, unter denen sie das Dorf verlassen hatte. Sie bietet den Güllenern ihre Hilfe an, aber nur unter der Bedingung, dass ihr ehemaliger Geliebter Alfred Ill, der sie als Jugendlicher verraten hat, dafür stirbt. Von nun an stellt sich die Frage, wozu die Güllener bereit sind, um an Geld zu kommen.

Besonders gut inszeniert finde ich die „Quartett“-Szenen, in denen Alfred und Claire mit ihren jüngeren Ichs singen, die immer wieder in Rückblenden auftauchen und zeigen, was damals passiert ist. Die Musik ist ganz allgemein toll. Da ist für jeden etwas dabei. Klassische Nummern, moderner Pop, tolle Melodien und Rhythmen.

Das Bühnenbild in Thun ist ganz anders als in vergangenen Jahren. Auf den ersten Blick sieht es nicht so aus, als würden die Thuner ihre berüchtigte Technik einsetzen. Und wenn man mit Titanic letztes Jahr vergleicht, ist das Bühnenbild einfacher – aber nicht weniger effektiv. Die vordere rechte Ecke der Bühne besteht aus einem grossen Monopoly-Feld, auf dem die Gebäude der Stadt Güllen eingezeichnet sind. Manche sind schon durchgestrichen, weil sie geschlossen wurden, andere „fallen“ fast auseinander. Links erhebt sich eine Schräge, auf der die Rückblicke der Geschichte um Alfred und Claire gezeigt werden. Dazwischen besteht ein grosses Wasserbecken, in dem die zusammengefallenen Häuser in Umrissen aus Neonröhren gezeigt werden. Je reicher die Stadt im Laufe des Stücks wird, umso mehr Häuser werden wieder in den richtigen Winkel gehoben. Am Ende des Stücks leuchten die Umrisse in den verschiedensten Farben.

Bis auf die Hebebühne in der Mitte des Wasserbeckens haben die Thuner diesmal auf effektvolle Technik verzichtet. Auf der Hebevorrichtung, die von innen beleuchtet werden kann, wird hauptsächlich das Hotelzimmer von Claire dargestellt. Besonders genial ist der Effekt in der zweiten Hälfte des Stücks, wenn auf der Vorderbühne Claires Verbannung aus dem Dorf gezeigt wird und Pia dahinter wie eine „Media aus der griechischen Mythologie“ auf der weiss beleuchteten Hebebühne thront.

Choreographisch haben die Thuner meisterhafte Arbeit geleistet. Besonders die „Ungeheuerlich“-Nummer im Wasserbecken hat es in sich. Wie das in Wien – ohne Wasser – zu toppen sein soll, ist mir schleierhaft!! Auch andere Szenen wie z.B. die Scharade, die die Güllener für die Reporter abziehen, sind super inszeniert – wobei auch die aufwändigen Kostüme erwähnt werden sollten. Übrigens hätte ich gern den pinken Petticoat von Ellen – inklusive Figur . Und wie zum Teufel kann man auf diesen türkisen Hacken laufen, Ellen?

Da ich Ellen schon von „IwnniNY“ Zürich kannte, fiel sie mir in jeder Szene auf. Erstaunlicherweise war sie diesmal sogar auf der Bühne blond. :) Sie hatte sichtlich Spass an den Choreographien und hat den ganzen Abend über gestrahlt. Da sieht man richtig gern zu!

Die Rollen sind insgesamt gut besetzt. Ich hab mich gefreut, Hans Neblung – den ich noch von den „Schweizermachern“ kenne – in der Rolle des Bürgermeisters wieder zu sehen. Norbert Lamla – ebenfalls altbekanntes Gesicht aus „Elisabeth“ – spielte den Polizisten. Dean Welterlen – den ich seit „Monte Christo“ in guter Erinnerung hab – gab den Pfarrer. Drei Männer, die ich immer gern gesehen habe und die die Rollen wirklich gut ausfüllen. Einzig die Selbstgeisselung des Pfarrers, nachdem er zugegeben hat, eine neue Glocke für die Kirche gekauft zu haben, fand ich etwas krass dargestellt. Und obwohl die Thematik der Korruption durch Geld eigentlich eher tragisch ist, verstanden es alle drei Männer, zum Schmunzeln zu bringen – meistens war das aber eher Galgenhumor, glaube ich.

Marianne Curn und Niklas Abel spielten die Kinder von Alfred. Besonders Marianne blieb mir in Erinnerung. Mal wieder eine „Dummes-Blondchen“-Rolle… Vor allem gegen Ende, als auch Alfreds Familie vom Luxuswahn gepackt wird und Marianne aufgedonnert auf Highheels erschien, auf denen sie augenscheinlich nicht laufen konnte, brach im Publikum helles Gelächter aus – speziell bei ihrem gestaksten Abgang quer über die Bühne. Ein Wunder, dass sie nicht hingefallen ist!

Masha Karell als Mathilde war gut. Besonders ihr Solo „Ich schütze dich“ war wunderbar. Ihre Wandlung von der liebenden Frau zur betrogenen Bürgerin war sehr glaubhaft. Wie sie am Ende mit zitternden Händen gegen Alfred stimmt, hat irgendwie was Berührendes – und Trauriges.

Ethan Freeman habe ich zum ersten Mal live gesehen. Er gehört ja auch zu den ganz Grossen im Business. Nur wurde ich mit seiner Rolle so gar nicht warm. Zu singen hatte er nicht viel und irgendwie übersah ich ihn ständig – mit Pia Douwes auf der Bühne nicht weiter verwunderlich.
Deshalb enthalte ich mich hier eines Urteils.

Shari Lynn Stewen und Bernhard Viktorin spielten die junge Claire und den jungen Alfred. Shari’s Stimme passte wunderbar zu Pias, was super klang. Bernhard klang anders, als ich es kannte. Aber da zeigt sich mal wieder, dass ich ihn bisher nur in einer Rolle gesehen habe – da kann man sich einfach kein wirkliches Urteil bilden. Jedenfalls klang er besser als Uwe und ich weiss nicht, ob das nun gut oder schlecht ist .

Tja, somit wären wir bei einem der heikelsten Themen, die ich kenne. Ich liebe Uwe Kröger! Wirklich! Aber ich bin einfach kein Fan von ihm. Er hat eine tolle Ausstrahlung. Und als Schauspieler ist er genial. Alfreds Verzweiflung war greifbar – auch wenn es stellenweise für meinen Geschmack etwas zu extrem panisch wurde. Es war aus der Sicht der Rolle betrachtet richtig, aber für mich als Zuschauer etwas gewöhnungsbedürftig. Stimmlich war es einmal mehr grenzwertig und ich gebe zu, ich bin froh, dass er in dem Stück nicht mehr zu singen hat.

Meine Heldin des Abends war natürlich Pia Douwes. Sie ist einfach eine Göttin und absolute Meisterin ihres Fachs. Während Uwe mit den Jahren abgegeben hat, wird sie nur noch besser. Sie verleiht Claire – mit schneeweisser Haarpracht und mörderischen Blicken – eine Eiseskälte, die jedem anderen Zuschauer wohl einen Schauer über den Rücken schickte. Ich sass einfach nur völlig geflasht in der 10. Reihe und konnte nicht aufhören, sie zu bewundern. Bei Pia kann ich nicht objektiv bleiben und ich vermute, ich sehe sie einfach zu selten auf der Bühne, um mich an sie gewöhnen zu können. Jede Szene mit ihr ist ein Highlight, egal wie kurz die Sequenz auch sein mag.

Die Rolle der Claire wurde fürs Musical vielschichtiger, da ihre Geschichte gezeigt wird. Obwohl sie eine eiskalte Frau ist, wird im Stück klar, wie sie zu dem geworden ist, was sie ist. Als Zuschauer bringt man sogar Verständnis für ihren Hass auf – auch wenn sie natürlich viel zu drastisch
vorgeht mit ihrer Mord-Forderung. Wie sie hin und her gerissen ist, ob sie Alfred noch liebt und ihm verzeiht oder ob sie zu hart geworden ist… Pia lässt alles greifbar werden.

Mein Lieblingssong nach diesem ersten Abend ist „Die Welt gehört mir“. Wie Pia in einer Selbstverständlichkeit ganz in Schwarz mit einer goldenen „Klammer“ am linken (steifen) Bein auf der Bühne steht, hat wirklich umgehauen. Sie hat durch ihr gespieltes Handicap – ihre Füsse stecken trotzdem in Highheels!! – nicht wirklich die Möglichkeit mit ausladenden Gesten zu arbeiten. Die rechte Hand umklammert fast pausenlos einen Gehstock.

Umso erstaunlicher ist ihre Ausstrahlung. Wie diese Frau mit Blicken arbeitet, ist wunderbar. Und ihre Stimme durchdringt alles. In einem Interview hat sie gesagt, es sei „soundmässig schwierig open-air zu spielen“. Aber davon war nichts zu spüren. Sie hat ein echtes Talent, Ungesagtes in die Stimme zu legen. Sie drückt mit ihrem Gesang unglaublich viele Emotionen aus. Besonders der Moment kurz vor dem Finale, wo sie plötzlich einen Anflug von Reue zeigt, war berührend.

Nach diesem ersten Abend kennt meine Begeisterung kaum Grenzen. Eine rasante Show mit toller Musik und einem genialen Bühnenbild – die Aussicht hinter der Bühne ist natürlich auch nicht zu verachten. Wer kann, der soll es sich in Thun noch ansehen, denn Wien wird ganz anders.

Wenn es sich irgendwie machen lässt, fahre ich noch einmal nach Thun. Da es nur noch ein potenzielles Datum gibt, hoffe ich auf gutes Wetter am 24. August. Denn ich weiss, dass die VBW in Wien etwas Grossartiges daraus machen werden – aber so wie in Thun wird es nicht werden. Ich möchte diese Cast und diese „Ungeheuerlich“-Szene unbedingt noch mal sehen. Und fest steht, dass ich Pia wieder sehen will – und jede erdenkliche Gelegenheit dafür nutzen werde. Sie ist und bleibt einfach „La Douwes“. Da kommt keiner ran!!
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