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28.-30.06.13 - Les Misérables Magdeburg
Nach den ersten zwei Tagen in Berlin ging es am Freitag, 28.06.13, mit dem Zug weiter nach Magdeburg – meinem eigentlichen Reisegrund. Im ICE durfte ich eineinhalb Stunden auf dem Boden sitzen, da die nette Dame am DB-Schalter meinte, eine Sitzplatzreservation wäre unnötig. Herzlichen Dank!

Kurz nach 16 Uhr kam ich an, checkte in mein Hotel direkt am Bahnhof ein und warf mich erst einmal aufs Bett. Die vergangene Nacht war zu kurz gewesen und mein Koffer nun – nach exzessivem Shopping in Berlin – um einiges zu schwer! Was für ein Geschleppe!

Viel zu früh machte ich mich auf den Weg zum Domplatz. Einerseits kannte ich den direktesten Weg noch nicht, andererseits wollte ich diesmal auf jeden Fall früh genug da sein. Mit einigen Umwegen – ich hasse Kartenlesen! – fand ich den Dom, dessen Türme ja zum Glück von Weitem sichtbar sind und liess erst mal den riesigen Bau auf mich wirken. Am Bühneneingang traf ich dann ein paar bekannte Gesichter, mit denen ich mich kurz unterhielt. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass die Türen erst um 20 Uhr geöffnet wurden, hatte ich noch mehr als genug Zeit.

Am zweiten Tag erkundete ich Magdeburg. Zwar nicht besonders gross, aber doch ein sympathisches Stadtzentrum, mit einem leckeren Café Alex, ein paar Einkaufshäusern und natürlich mehr als genug Gründen, Geld auszugeben. Ich hatte ja in Berlin noch nicht genug eingekauft! Abends wurde es auf den Barrikaden mit 10 Grad reichlich kalt. Da hielten selbst meine fünf Schichten nicht stand. Und obwohl ich normalerweise keinen Alkohol trinke, sagte ich zu, als meine Sitznachbarn mir in der Pause einen Schnaps zum Aufwärmen anboten.

Erst am dritten Tag schaffte ich es dann zeitlich, mir den Dom von innen anzusehen, bevor ich mich mit einer neuen Bekanntschaft zum Kaffeeklatsch traf. An diesem letzten und wärmsten Abend auf dem Domplatz war ich richtig froh um mein Mückenspray, mit dem ich mich ordentlich eingerieben hatte. An dieser Stelle: Danke für den Tipp, Maike!

An allen drei Abenden war ich recht pünktlich um acht Uhr auf dem Domplatz, wo leckerer Flammkuchen angeboten wird - und das zu anständigen Preisen. Von anderen Openairs habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass die Preise eher überteuert sind.  Und nun zu meiner Einschätzung des Musicals. Das wird eine recht lange Zusammenfassung, denn ich kann voraus schicken, dass ich von dieser Inszenierung ein absoluter Fan geworden bin!

LesMis ist schon seit ich es das erste Mal gesehen habe eines meiner Lieblingsstücke. Ich wage sogar zu behaupten, dass es direkt hinter Elisabeth auf Platz 2 steht. Bisher kannte ich es aber nur aus London und daher auch nur in Englischer Sprache. Von der Produktion im Londoner Queens Theatre war ich bei allen drei Besuchen hell begeistert. Und ich erwartete, dass das nicht zu toppen sein kann. Zumal ich von einer Openair-Produktion etwas ganz anderes erwartet hatte, als ich erlebte. Ich hatte damit gerechnet, dass die Produktion schlechter wird als in London, frei nach dem Motto „West End ist unschlagbar“.

Da hatte ich mich wohl geirrt!

Das Queens Theatre in London ist eines der kleinsten Theater der Stadt. Das einzige Feature, das die Bühne hat – und auch wirklich nutzt – ist eine Drehbühne. Und das ist auch so ziemlich das einzige, was ich in Magdeburg am ersten Abend ein wenig vermisse. Sonst lässt die deutsche Inszenierung einen Vergleich mit London gar nicht zu. Die Produktionen sind viel zu unterschiedlich.

Ich sitze am ersten Abend in der dritten Reihe – perfekt in der Mitte, neben den Treppen. Es ist von allen Abenden der beste, da akustisch und visuell alles auf die Mitte abgestimmt ist. Doch die dritte Reihe erweist sich selbst für jemanden wie mich als etwas zu dicht an der Kulisse. Bei allem, was im zweiten und dritten Stock spielt, habe ich das Gefühl, Genickstarre zu bekommen. Am zweiten und dritten Abend sitze ich einmal links in Reihe 7 (die Sitzhöhe ist hier ziemlich perfekt) und einmal rechts in Reihe 4.


Die erste Überraschung ist das Programm-Buch. Da können selbst die grösseren deutschen Produktionen einpacken. Oder habt ihr schon mal ein gebundenes Hardcover-Castheft gesehen? Es ist zwar klein, aber dafür umso informativer. Keine unnötigen Werbeseiten, sondern nur Hochglanz-Fotos, Cast-Vorstellung und Hintergrund-Informationen zum Stück und der Entstehung – und das für gerade mal 6 Euro. Hut ab, das ist ein wirklich schönes – und handliches – Andenken.

Während man zu Abend isst, bekommt man schon einen Vorgeschmack auf die gesanglichen Fähigkeiten der Cast beim Soundcheck. Da sind Chormitglieder, die während des Stücks einen Solopart haben, der Bischof, Fantine, Enjolras und Marius klar herauszuhören. Am zweiten Abend dreht Bettina Mönch ordentlich auf und meint dann: „So laut hätte ich gern meine Stimme während des Solos!“ Oliver Arno singt jeden Abend eine andere Passage seines Gesangs, ein anderer Sänger singt ein paar wohl klingende Zeilen eines englischen Songs und ein dritter testet sein Mikro mit „LaLeLu“. Auf dem Vorplatz schmunzeln die schon eingetroffenen Besucher.

Um halb neun wird der Soundcheck beendet und die Tribüne für das Publikum frei gegeben. Bisher habe ich nur Fotos von der Kulisse gesehen. Von der äusseren Seite der Absperrungen war auch nicht viel zu erkennen, selbst wenn man durch die gelegentlichen Lücken im Zaun gespäht hat. Nun bin ich umso beeindruckter. Zwar wirkt die Bühne – direkt vor dem riesigen Dom reichlich klein. Je dunkler es allerdings während der Show wird, umso grösser wirkt die beleuchtete Bühne. Verglichen mit London dürfte sie ungefähr dreimal so gross sein.

Die reine Holzkonstruktion verfügt über drei verschiedene Teile und drei Stockwerke. Nur schon vom Hinschauen wird mir schlecht – ich hab Höhenangst. Der grosse mittlere Teil ist fixiert, die kleineren seitlichen Teile können nach vorne bewegt werden. Dadurch entsteht eine unerwartete Vielseitigkeit. Sei es das ABC-Café der Studenten, Fantines schäbiges Zimmer oder der Abwasserkanal unter Paris – das  Bühnenbild bekommt während des ganzen Abends (auch durch die Lichtverhältnisse beeinflusst) immer neue Dimensionen.

Im dritten Stockwerk der Kulisse sind Schilder befestigt, die den Ort und das Jahr der Handlung anzeigen. Leider sind die Schilder zu unauffällig und viele der Zuschauer bekommen nicht mit, wenn sie umgestellt werden.

Im Hintergrund – für Besucher der ersten paar Reihen leider kaum zu sehen – wird der Dom stimmungsvoll erleuchtet. Im Epilog leuchten die Fenster der Kirche, während dem Aufstand glüht das Bauwerk rot. Doch dafür muss man ziemlich weit oben sitzen, um es mitzubekommen. Selbst in der siebten Reihe fällt es mir zu wenig auf, da ich auf die Handlung vor der Kulisse konzentriert bin und nicht darauf, was dahinter passiert.

Der Glockenschlag des Doms sorgt – erstaunlich leise – für zusätzliche Special Effects. So erklingt der 22.15 h Schlag am ersten Abend in die Stille nach Eponines Tod hinein. Gänsehaut! Am letzten Abend wird um 23.45 h die Hochzeit von Marius und Cosette eingeläutet.


An allen drei Abenden habe ich zu Beginn des Stücks den gleichen Eindruck. Verglichen mit London bin ich nicht sofort in den Bann gezogen. Vielleicht liegt es an der „fremden“ Sprache, vielleicht daran, dass die Sonne noch nicht untergegangen ist – oder am Hauptdarsteller, der mich in den ersten paar Minuten nicht so packen kann wie mein Lieblings-Valjean in London.

Von diesen ersten fünfzehn Minuten des doch sehr langen Stücks mal abgesehen, wird Thomas Borchert seiner Rolle als Jean Valjean mehr als gerecht. Zwar brauche ich etwas Zeit, mich an diese ganz neue Seite von ihm zu gewöhnen. Ich kenne Thomas nur aus Grafen-Rollen (Krolock und Monte Christo). Den sorgenden Vater und geläuterten Verbrecher konnte ich mir von ihm nie vorstellen – jetzt kann ich es. Auch seine Sorge um Marius berührt mich – wenn mir auch das Solo „Bring ihn heim“ von ihm nicht gefällt. An Alfie Boe in London wird für mich so schnell kein anderer Valjean herankommen. Aber objektiv betrachtet ist Thomas eine ausgezeichnete Besetzung für diese Hauptrolle, die für 2,5 Stunden reine Spielzeit fast ununterbrochen Bühnenpräsenz beweisen muss. Er fällt auf, auch wenn er nicht im Mittelpunkt steht – genau wie es bei Valjean sein soll.

Die Handlung verlagert sich nach Montreuil-sur-Mer, wo Jean Valjean zum Bürgermeister wird. Da zeigt sich einerseits, wie eindrucksvoll ein grosser Chor eingesetzt werden kann. Gleichzeitig zeigt sich aber auch das grosse Defizit: Zu viele Köche verderben den Brei und zu viele Stimmen den Text! Denn „Am Ende vom Tag“ versteht man leider gar nicht! So richtig in der Handlung angekommen bin ich deshalb erst bei Fantines erstem Solo. Ab diesem Augenblick bin ich dafür umso gefangener.


Bettina Mönch ist für mich eine grossartige Fantine. Sie spielt und singt mit einer unglaublichen Intensität. Wie sie der verlorenen Zeit nachtrauert, wie sie sich nach ihrer Tochter sehnt… Auch die Entwicklung vom Fabrikmädchen zur Prostituierten ist sehr überzeugend. Zum ersten Mal finde ich es schade, dass Fantine keine grössere Rolle ist, denn bei Bettina wäre es das wert.

Während der Konfrontation zwischen Fantine und Valjean fällt mir deutlich auf, dass das Stück – wie elegant Englisch auch klingen mag – in der Muttersprache doch verständlicher bleibt. Es gibt einige Sequenzen, deren Bedeutung ich erst auf Deutsch richtig erfasse – obwohl ich von mir selbst behaupte, fliessend Englisch zu sprechen .

Als Fantine stirbt, spricht meine Sitznachbarin am zweiten Abend aus, was ich mir nur denke: „Kein Wunder, dass sie bei diesen Temperaturen hustet!“ Fantine steht bei ungefähr 14 Grad nur mit einem einfachen Nachthemd auf der Bühne. In der Finalszene habe ich Mitleid mit der barfüssigen Bettina auf kaltem Steinboden. Im Schlussapplaus trägt sie dann entsprechend auch Schuhe.


Markus Liske als Javert gefällt mir sehr gut. Er spielt diesen vom Gesetz besessenen, gottesfürchtigen Mann wunderbar. In London hatte ich ab und zu das Bedürfnis, Javert ins Gesicht zu schlagen. In Magdeburg kommt das gar nicht erst auf. Ich bringe sogar ein gewisses Verständnis für ihn auf. In den Konfrontationen mit Valjean verliert Markus leider regelmässig gegen Thomas – obwohl er unglaublich deutlich spricht, ist er nicht immer zu verstehen.

Das Solo „Sterne“ und der Selbstmord sind sehr überzeugend. Besonders bei letzterem war ich gespannt, wie das gelöst wird. Der Sprung aus dem dritten Stock hinter die Kulisse zeigt Wirkung – noch mehr Wirkung hat aber der „Aufprall“ der Leiche, wo die Zuschauer kollektiv zusammen zucken. Am dritten Abend zieht Markus allerdings seinen Schlusston etwas in die Länge, weshalb es nicht ganz überzeugend ist.


Die Thénardier’s in Gestalt von Peter Wittig und Gabriele Stoppel sind gut besetzt, wenn sie für mich persönlich auch an Gewicht verloren haben. In London waren es ihre kurzen Szenen, die die Show aufgelockert haben und um die ich ab und zu ganz dankbar war. In Magdeburg war ich so mitgerissen von der Handlung, dass mir die Länge der Show keine Sekunde bewusst war – und entsprechend hätte ich auch die Thénardiers nicht gebraucht. Zumal „Herr im Haus“ requisitentechnisch nun doch nicht an London heran kam und Peter in seinem Solo an allen drei Abenden die Puste ausging. Aber was ist schon eine einzelne Szene im Gesamtbild?


Nach einer knappen Stunde geht es nach Paris um 1832 und zu den aufständischen Studentengruppen. Hier sticht Marc Lamberty als Enjolras sofort heraus. Stimmlich bleiben besonders seine hohen Töne im Gedächtnis. Sein Schauspiel – und die offensichtliche Harmonie zwischen Enjolras und seinem besten Freund Marius – ist sehr überzeugend. Wenn ich da mit meiner letzten Besetzung in London vergleiche, kaufe ich Marc den Rebellenanführer viel mehr ab. Da habe ich direkt Lust, mich dem Aufstand anzuschliessen.

Bei „Lied des Volkes“ habe ich das Bedürfnis aufzustehen und die Hymne mitzusingen. Auch die anderen Rebellen fügen sich wunderbar ins Bild und überzeugen mehrheitlich auch im Gesang. Die Szenen rund um die Barrikade, die sich über eine halbe Stunde erstrecken, sind sehr überzeugend und mit Rauch und Platzpatronen mit noch mehr Effekten gespickt. Ein Überraschungsmoment verbucht der Soldat hoch zu Pferd, der zweimal auftaucht.

Schade ist auf der Barrikade einzig die Slow Motion Choreographie, als die Studenten an der Barrikade fallen. In London wirkt sie einerseits überzeugender, andererseits stirbt auch Enjolras dort in Zeitlupe. Die Wirkung wird in Magdeburg leider etwas verfehlt.


Gavroche wird in Magdeburg nicht von einem Jungen gespielt. Stattdessen steht Sandra Pangl in dieser Rolle auf der Bühne. Es ist gewöhnungsbedürftig, dass die Rolle von einer Frau gespielt wird, aber gleichzeitig ist der Effekt grösser. Es machte mir unglaublichen Spass, Sandra zuzusehen, so ganz anders als in London, wo mir Gavroche immer etwas überflüssig vorkam und an seiner Figur nur gezeigt wurde, dass die Soldaten auch vor Kindern nicht Halt machen.

In Magdeburg bekommt die Rolle durch die ausgebildete Schauspielerin mehr Charisma und Bedeutung als mit einem unerfahrenen kleinen Jungen.  Sandras Bühnenpräsenz ist bewundernswert. Sie spielt diesen Jungen mit Leib und Seele springt über die Bühne, klettert und turnt über die Kulissen, dass man manchmal gar nicht mehr weiss, wo sie gerade eigentlich ist.

Gavroches Tod passiert – anders als in London – hinter der Barrikade und ist für die Zuschauer nicht zu sehen. Dafür ist die Reaktion der Rebellen umso deutlicher zu erkennen. (Ich gestehe, an dieser Stelle beobachte ich Oliver, dessen Gesichtsausdruck ganze Romane erzählt.) Die Wirkung auf das Publikum ist enorm, es herrscht Totenstille auf dem Platz. Man könnte eine Stecknadel fallen hören – oder einen Pappbecher. Und wenn nicht gerade johlende Jugendliche ausserhalb der Absperrungen stören, treibt die Szene Tränen in die Augen.


Teresa Sedlmair spielt Cosette. Und zum wiederholten Mal muss ich feststellen, dass ich die Rolle reichlich blass finde. Sie hat im ganzen Stück eigentlich keinen wirklichen Glanzmoment. Und der extrem klassische Ansatz der Rolle gefällt mir immer noch nicht. Einzig die Harmonien bei „Mein Herz ruft nach dir“ von Oliver, Christina und Teresa zusammen klingen wirklich schön. Sonst bietet die Rolle keinerlei Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Sie bleibt gezwungenermassen eine Randfigur.


Da Adel bekanntlich verpflichtet, ist Oliver Arno wieder einmal in der entsprechenden Rolle zu sehen. Klar, ich geniesse jede Sekunde mit ihm auf der Bühne. Immerhin habe ich lange auf eine Gelegenheit gewartet, ihn als Marius zu sehen.

Eine solche Liebe auf den ersten Blick wie zwischen Cosette und Marius finde ich an sich reichlich fragwürdig, aber es ist mehr als überzeugend umgesetzt, wie die beiden auf dem Platz zusammenprallen und er alle Bücher fallen lässt. Die entnervte Reaktion seiner Freunde, als er anschliessend im ABC-Café von Cosette schwärmt, bringt zum Schmunzeln. In London kam mir das nie so amüsant vor.

Das Zusammenspiel mit Christina ist ungezwungen und lässt erahnen, dass die beiden sich auch privat gut verstehen. Ab und zu fühle ich mich versucht, Marius zu schütteln, weil er nicht sieht, dass Eponine ihn liebt. Seine Trauer nach Eponines Tod lässt bei mir Tränen fliessen und das Publikum um mich herum erstarren.

Während seinem Solo habe ich Gänsehaut. Der erste Abend ist dabei der intensivste. Die überraschende Skript-Änderung, nach der Marius während „Dunkles Schweigen“ die Namen seiner verstorbenen Freunde nennt, lässt mich leer schlucken. Besonders als er den Namen seines besten Freundes Enjolras hinaus schreit. Diese Trauer ist so greifbar, dass ich an zwei Abenden fast in Tränen ausbreche – am dritten Abend hat einzig die fehlende Armbinde verhindert, dass ich vollkommen in der Wirkung gefangen war.

Auf dem Hochzeitsfest zeigt sich dann für einen kurzen Augenblick Olivers Humor, als er „Monsieur de Thénard“ begrüsst. Die Ohrfeige hat es in sich und ich bin mir selbst nach der Shows nicht sicher, ob er wirklich trifft oder nur so tut als ob – dafür geht es viel zu schnell.


Zu guter Letzt komme ich zu Eponine. Mit dieser Rolle und ihrer Besetzung steht und fällt das Stück für mich! Schon bei meinem ersten Besuch in London habe ich mich in Eponine (damals Samantha Barks) regelrecht verliebt. Wenn diese Besetzung nicht stimmt, stimmt das ganze Stück nicht. Aber auch in dieser Hinsicht hat Magdeburg mich voll und ganz „rumgekriegt“.

In der Buchvorlage ist es eher eine oberflächliche Schwärmerei von Eponine für Marius. Im Musical wird die Rolle zum Glück anders angesetzt. Das ist wirkliche Liebe: „Ich weiss, er hat mich übersehen, ganz egal, ich muss zu ihm stehen.“ Christina Patten setzt jede Facette dieser Rolle hervorragend um. Die Tochter des Gauners, die keine Skrupel hat und sich von Marius herum schubsen lässt, nur um ihm nahe zu sein. Aber auch die ehrlich verliebte junge Frau, die sich nichts mehr ersehnt, als von dem Mann ihrer Träume wahrgenommen zu werden. Das Buch an sich hat diese Figur schon rührend integriert. Dazu noch Christinas ausdrucksstarke Wahnsinnsstimme, mit der sie „Nur für mich“ schmettert und die bei „Regen“ sehr mit Olivers Stimme harmoniert – da bleibt nur ein Wort, um diesen Auftritt zu beschreiben: Perfekt! Danke Christina!

Es waren drei wundervolle und kurzweilige Abende im Magdeburg – ohne einen einzigen Regentropfen. Da hat irgendjemand wirklich gutes Wetter für mich bestellt. Oder ich schiebe es auf das alte Sprichwort „Wenn Engel reisen“…


Dieses Erlebnis auf dem Domplatz wird für immer unvergesslich bleiben. Es ist recht lange her, seit mich ein Stück so tief beeindruckt hat. Und ich frage mich ernsthaft, ob mich eine andere LesMis Produktion je wieder so überraschen und berühren kann wie diese – und ob ich es mir in London wirklich noch einmal ansehen will…

Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten. An die nette Dame, die mir das Programmbuch verkauft und mich schon am zweiten Abend wiedererkannt hat. An meine Sitznachbarn vom zweiten Abend, mit denen ich mich grossartig unterhalten habe. An Sabrina für die Begleitung am letzten Abend.

Und das grösste Dankeschön gilt an dieser Stelle der umwerfenden Cast. Ich kann mich nur wiederholen: London kann einpacken gegen euch!
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