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25.10.14 - Sunset Boulevard Winterthur
„Es ist eine sarkastische Abrechnung mit dem gnadenlosen Hollywood.“

Diese Worte habe ich auf vielseitige Art und Weise über die letzten Tage am meisten gelesen. Auf den ersten Blick ist es heftiger Stoff, den man erst einmal verkraften muss. Ich habe in der ersten Rezension gelesen, dass man „Sunset“ nicht nebenbei sehen kann. Und ich stimme dem zu. Es beschäftigt. Es wirft Fragen auf. Und ich habe noch nicht alle beantwortet.

Doch fest steht, dass es einfacher wird, wenn man es öfter sieht. Nach der zweiten Show bin ich schon ziemlich begeistert von dem Stück.


In erster Linie ist es ein ernstes Stück über eine halbwahnsinnige Schauspielerin, die die Tage ihrer grossen Erfolge nicht loslassen kann. Im Stück kommt immer wieder das Thema „Aufgeben“ zur Sprache. Sie ist nicht bereit, ihr Leben und ihre grosse Liebe zur Bühne aufzugeben. Aber sie erkennt den Unterschied zwischen „aufgeben“ und „loslassen“ nicht. Das bringt sie schliesslich um den Verstand und sie zerstört sich selber genauso wie die Menschen um sich herum.

„Sunset Boulevard“ findet aber die gute Balance zwischen Tragik und Komödie. Viele der Texte sind witzig – sofern man die Sprachen Zynismus, Ironie und Sarkasmus versteht. Und die meisten dieser Sprüche gehen auf Joes Konto.


Die Hauptrolle des Abends, „Joe Gillis“, ist gleichzeitig auch der Erzähler des Stücks. Er jongliert zwischen Ernst und Komik – und zwischen zwei Welten. Der Welt der Norma Desmond, die sich von ihm aushalten lässt – oder war es umgekehrt? Er stolpert durch Zufall in ihr Leben, als er vor den Schuldeneintreibern flieht. Ihr Angebot, er solle ihr Drehbuch überarbeiten, löst alle seine akuten Probleme. Er hat es aufgegeben, selber zu schreiben und weiss nicht, wo er das Geld hernehmen soll, um seine Schulden zu bezahlen. Natürlich kommt da eine reiche alleinstehende Frau besonders gelegen – auch wenn sie ihm auf den ersten Moment skurril und ein wenig grotesk vorkommen muss.

Ihre Zuneigung wandelt sich schnell in besitzergreifende Liebe. Sie erpresst ihn immer wieder mit ihrem eigenen Wohl, um ihn bei sich zu halten. Als er nach getaner Arbeit gehen will, bricht sie zusammen – ob wirklich oder nur zum Schein sei dahin gestellt. Womöglich ist sie tatsächlich abgedreht genug, dass sie davon einen echten Zusammenbruch erleidet. Nach einem Streit an Silvester, wo Joe frustriert verschwindet, schneidet sie sich die Pulsadern auf. Und als sie erfährt, dass er sich in eine andere verliebt hat, dreht sie vollkommen durch. Aber dazu später.


Und dann ist da noch Joes reale Welt seiner Kollegen und Freunde, die er mit jedem Tag mehr vernachlässigt. Je mehr er sich von Norma in Beschlag nehmen lässt, umso mehr vergisst er seine Freunde.

Da ist einzig Betty, die ihn immer wieder aus der Reserve lockt. Die ihn dazu bringt, wieder an sich selber zu glauben und mit ihr zu arbeiten. Die ihn dazu bringt, spät abends Normas Villa heimlich zu verlassen, um sich mit ihr zu treffen. Nach der ersten Show gab ich allerdings besagter ersten Rezension recht, dass das grosse Liebesduett am Ende zu überraschend kommt.

In der zweiten Show musste ich das revidieren. Die Liebe schleicht sich über die Hintertür ein – sowohl von der Story her als auch von der Darstellung der beiden Hauptakteure.  Sie spielen zurückhaltend, doch wenn man zwischen den Zeilen liest, erkennt man, was sich anbahnt.

Auf den ersten Moment können sie sich nicht ausstehen. Sie verletzt seinen Stolz, indem sie sein Drehbuch als schlecht bezeichnet und sie hält ihn für einen „schreibenden Schnösel“. Doch das ändert sich bald, als er anfängt, sie insgeheim für ihre Hartnäckigkeit zu bewundern und sie einen Text von ihm noch einmal liest, den sie fantastisch findet. Im zweiten Akt, in dem sie intensiv an ihrem Drehbuch arbeiten, wird es umso deutlicher. Sie fangen an, sich Szenen vorzuschlagen, die aus ihrer Beziehung zueinander gegriffen sind – oder die sie sich wohl füreinander erhoffen. Und besonders berührend ist der Moment in dem sie ihm ihre Gefühle gesteht. „Ich liebe Artie noch – ich bin nur nicht mehr verliebt in ihn.“ – „Was ist passiert?“ – „Du bist passiert.“


Besonders verwirrend fand ich am ersten Abend den Schluss dieser Beziehung. Norma findet heraus, dass es Betty gibt und ruft sie heimlich an. Joe ertappt sie dabei, bittet Betty, in die Villa zu kommen und serviert sie dort filmreif ab. Am zweiten Abend schien das ein wenig durchsichtiger – auch wenn ich noch nicht verstehe, warum er sich als so ein riesiges Arschloch aufführt.

Norma beobachtet die Szene und bedankt sich bei ihm, dass er Betty weggeschickt hat. Er zieht seine Konsequenzen daraus, packt seine Sachen und erklärt Norma, dass er sie verlässt. Da zückt sie einen Revolver und erschiesst ihn.

Meiner Meinung nach hätte die Show in diesem Augenblick enden können. Doch damit wäre der Wahnsinn der ehemaligen Schauspielerin wohl noch nicht ausgereizt gewesen Stattdessen wird gezeigt, wie Polizisten und Reporter auftauchen, um die Geschichte in der Luft zu zerreissen. Norma verliert völlig den Verstand, verwechselt Realität mit Filmillusion und glaubt, die Kameras seien für Ihr Comeback - ach nein, Moment - ihre Rückkehr gekommen.

Das Ensemble überzeugte mit guten Stimmen und präzisen Choreographien. Besonders cool fand ich, wie vielseitig die einfache Kulisse aus Treppe, Podium und „Gerüst“ genutzt werden konnte. Wie da plötzlich die Paramount-Sterne auftauchten oder das glitzernde Paramount-Tor. Das kleine Gerüst, das je nach Drehung eine andere Kulisse darstellte (Orgelpfeifen auf der einen, Studio-Aufdruck auf der anderen Seite). Und am zweiten Abend erntete der unkomplizierte Zusammenbau eines Oldtimers auf der Bühne spontanen Szenenapplaus.

Die besten Nummern waren meiner Meinung nach alle im zweiten Akt. Angefangen beim grossen Solo „Sunset Boulevard“ von Joe, über die grosse Hymne „Als hätten wir uns nie Goodbye gesagt“ von Norma. Obwohl ich gestehen muss, dass ich den englischen Text dieses Liedes lieber mag als den deutschen. Und natürlich war „Viel zu sehr“ – zumindest am zweiten Abend – ein Highlight der Show.


Insgesamt tauchte meiner Meinung nach nur ein Defizit auf. Der Ton! Das grosse Orchester ist ein Ausnahmefall und absoluter Luxus auf einer Tournee. 21 Musiker im riesigen Orchestergraben. Doch leider waren die Stimmen zu schlecht darauf abgemischt. Am ersten Abend in der 12. Reihe hatte ich Schwierigkeiten, die Texte zu verstehen, besonders das Gesprochene mit Musikuntermalung – genauso wie die Enden einiger Songs, wenn das Orchester lauter wurde, die Stimmen aber nicht angepasst schienen. Gerade mit Olivers Stimme habe ich nie Verständigungsprobleme. Er singt laut genug, um auch ohne Mikrophon zu tragen. Das hat auch diesmal gewirkt – aber wenn er mit dem Rücken zum Publikum stand, war ich selbst bei ihm verloren .

Nach dieser ersten Erfahrung war ich unsicher, ob die 1. Reihe besser wird. Immerhin sass ich da direkt am Orchestergraben. Aber es war tatsächlich eine Verbesserung. Denn so habe ich viel mehr verstanden. Ich empfehle also jedem, der es sich ansieht: Setzt euch nach vorne oder in die Nähe der Boxen!


Am ersten Abend konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich das Stück nun mag oder nicht. Ich wurde mit den Charakteren nicht richtig warm. Und das will schon was heissen, wenn ich mir bei Oliver unschlüssig bin Es fiel mir schwer, Joes Beweggründe für seine Handlungen zu verstehen. Doch danach befasste ich mich etwas mehr mit dem Thema, las Hintergründe und Entstehungsgeschichten. Am zweiten Abend hat es dadurch dann irgendwie ‚Klick‘ gemacht und ich fing an, alles an dem Stück zu mögen. Vor allem die Cast – die Rollen sind wunderbar besetzt:

Cornelia Drese als Norma war wunderbar abgedreht. Ihre Mimik und Gestik war ausladend und passte zu einer ehemaligen Stummfilm-Ikone. Genauso wie die Theatralik ihrer Handlungen. Und ich muss mich davor verneigen, wie sie diese halb wahnsinnige Schauspielerin darstellen konnte. Das verlangt eine Menge Vorbereitung und Arbeit, sich in so eine Persönlichkeit hinein zu versetzen und so überzeugend darzustellen. Ich kann mir das nicht einmal im Ansatz vorstellen! Von dieser Seite betrachtet hatte sie, wenn nicht die grösste, so doch definitiv die anstrengendste und schwierigste Rolle des Stücks. HUT AB!

Hardy Rudolz als Butler Max und ihr erster Ehemann, der ihr wenn möglich sogar noch die Sterne vom Himmel holen würde, fand ich einigermassen einschüchternd und vielleicht ein wenig gruselig. Er hatte seine menschlichen Anwandlungen im Gespräch mit Joe. Doch wenn er durch diese viel zu grosse Villa schlich – die man sich trotz schlichtem Bühnenbild bestens vorstellen kann – oder wenn er an der Orgel sass, wanderte mehr als einmal ein Schauer über meinen Rücken. Dazu kam noch die Stimme – schön, aber gruuselig!

Julia Lissel als Betty hat mir unglaublich gut gefallen. Lange habe ich überlegt, woher ich sie kenne, bis ich wieder über Bilder von ‚Les Mis‘ in Magdeburg stolperte. Sie hatte nach meinem Besuch die Rolle der Cosette übernommen. Als Betty hatte sie eine wahnsinnig natürliche Ausstrahlung, was wunderbar passte. Ich mochte sie und ihre Stimme auf Anhieb. Und das ist die beste Voraussetzung für diese Rolle. Ihr Zusammenspiel mit Oliver gefiel mir noch umso besser.

Manuel Mairhofer gab einen sympathischen Artie. Am zweiten Abend habe ich sogar bemerkt, dass er Doppelrollen spielte und immer wieder im Ensemble auf der Bühne war.

Bleibt nur noch der Grund meines Besuches: Oliver Arno! Ich wage zu behaupten, dass es seine bisher grösste Rolle ist. Es gibt nur ein paar wenige Minuten, in denen er nicht auf der Bühne ist. Da er als Erzähler durch das Stück führt, ist er immer in irgendeiner Art und Weise involviert. Selbst der ‚Tod‘ war kleiner – und das war schon eine Mammutrolle Ich konnte herzlich lachen über sein gutes Timing in Bezug auf seine Texte. Stellenweise jagte ein Spruch den anderen, wenn sie auch reichlich zynisch waren! Dass er stimmlich überzeugte, brauche ich zwar eigentlich nicht erwähnen, doch es sei trotzdem gesagt, dass ich das Solo „Sunset Boulevard“ zum allerersten Mal gar nicht so übel fand, wenn es auch definitiv schönere Lieder gibt… Aber das stand für mich diesmal ausnahmsweise nicht im Mittelpunkt des Abends.


Ich wäre ohne Olivers Engagement vermutlich nicht auf die Idee gekommen, mir „Sunset Boulevard“ anzusehen. Man kennt ja meine Vorgeschichte mit Sir Webber . Aber nach meinem zweiten Abend in Winterthur steht eines fest: Diese Show ist einen Besuch wert – ganz unabhängig von Rollenbesetzungen. Ich kann es jedem empfehlen, sich an dieses anspruchsvolle Stück heran zu wagen – vielleicht mit ein bisschen mehr Vorbereitung, als ich beim ersten Mal mitgebracht habe .
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